Des Pudels Kern

Vor einem Sitting bei Dogs-to-Bi füllt jede*r Kund*in einen Fragebogen zum Hund aus. Eine der Fragen: „Wünschen Sie sich etwas, das Ihr Hund lernen soll?“. Eine Kundin schrieb: „Emil hat Angst vor Hunden. Es wäre schön, wenn er das ablegen und Artgenossen angstfrei begegnen könnte“.

Emil ist ein hinreißender Klein-Pudel, zimt-apricot, 3 Jahre alt, ein intakter Rüde. Frauchen war mit Emil im Hundetraining, er hat ein liebevolles Zuhause, in dem er mit Familie und zwei Katzen lebt. Unter der Woche geht Emil mit Frauchen arbeiten, ein regelmäßiger, ritualisierter Tagesablauf (Hunde mögen Rituale, weil für sie einschätzbar). Insgesamt ist er also immer dabei und hat ausreichend Ruhephasen, in denen er nichts zu tun hat, nicht angesprochen, angeschaut, gestreichelt und damit nicht aktiviert wird. Also ziemlich ideal.

Aber jetzt war er bei mir und auf unserem Plan stand: Hundebegegnung üben. Das war mir ein großes Vergnügen – und einen Rundruf unter meinen Kund*innen wert. Als erstes machte Emil die Bekanntschaft mit Avila und Biruni, zwei Königspudel-Hündinnen. Treffen am Tinninger See, Emil blieb im Auto, bis die Pudels mich begrüßt hatten. Dann Pudels an die Leine und Emil aus dem Auto holen: Er war zögerlich, aber na gut. Wir starteten mit Leinen und ohne direkten Hundekontakt, sodass die drei sich beobachten, einschätzen konnten und nicht gleich sich selbst überlassen waren. Nach ca. zehn Minuten im gebührenden Abstand durfte zuerst die weniger interessierte Avila in den Freilauf. Sie machte nur einen kurzen Schwenk zu Emil, der wie erwartet unsicher hinter meinen Beinen verschwand, aber auch schnell einschätzen konnte, dass nichts Aufdringliches von ihr nachkommt.
Ganz anders Biruni. Die lief – mit ihrer komplett anderen "Wesens-Energie" als Avila – schnurstracks auf ihn zu. Was von mir erstmal unterbunden wurde. Damit lernt Emil gleich mal zwei Dinge: Ich (= aktuell seine Hundeführerin) treffe die Entscheidungen. Und: Ich „beschütze“ uns. Sobald sich Biruni mit weniger Energie und langsam näherte, ließ ich das zu, sie beschnüffelten sich, wurde die Hündin wieder zu aufdringlich für Emil, brachte ich sie ruhig und freundlich wieder auf Abstand. Biruni hat das "Prinzip" flugs verstanden: Langsam und höflich annähern führt zum "Ziel Emil" – und Emil konnte die Unterstützung durch mich nützen und seinem durchaus vorhandenen Interesse am großen Pudelweibchen zunehmend selbstbewusster und sicherer nachkommen. Endergebnis dieser Hunderunde: Als Dreiergruppe im Freilauf, finales Rennspiel mit Biruni inklusive.

Am nächsten Tag Treffen mit einer Bearded Collie Hündin, Fine. Sie ist null aufdringlich, in Hundekontakten super höflich, zurückhaltend, eine souveräne Hündin. Genau die richtige "Zweiterfahrung" für Emil. Und ja, durch seine geringere Gewichtsklasse ist er natürlich vielen Hunden körperlich unterlegen und auf gut sozialisierte Hunde angewiesen. Bei denen muss er nichts tun, um sie auf Abstand zu halten: nicht kläffen, nicht flüchten, sich nicht zu verstecken, kein Drohverhalten auspacken. Und ist sein "beschützender" Mensch in der Nähe, umso besser. Denn Hunde können vieles untereinander regeln, aber nur, wenn beide sozial fähig sind.

Da wir noch fast zwei Wochen miteinander Zeit hatten, hatten Emil und ich noch etliche Hunde-Dates: Maja, Bayrische Gebirgsschweißhündin. Die junge Retriever-Hündin von Nebenan. Und schließlich auch problemlos ganz unbekannte Artgenossen im Rosenheimer Hundeauslaufgebiet an der Innleiten. Emil hat unglaublich und schnell an Selbstvertrauen gewonnen und dies auch mit nach Hause genommen, so berichtet Frauchen.
Und apropos Innleiten: Emil wurde mir auch als "wasserscheu" vorgestellt – abgereist ist er mit einer neuen Erfahrung: Zumindest im Sommer ist Schwimmen in den großen, lauwarmen Wassersenken der Innleitenwiesen wie gemacht für einen kleinen Pudel.

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