Die Käsesucherin

Ida: tiefschwarz glänzend, Labrador Arbeitslinie, schlank und stimmig proportioniert, 8 Jahre alt, für vier Tage bei Dogs-to-Bi zum Sitting eingebucht.

Ida wurde als unsichere Hündin angekündigt, brachte aber - das war schnell offensichtlich - massive Geräuschangts mit. Heißt: Angst vor jedem Geräusch. Ida lauschte also ständig und fand alles "gefährlich": Autotür auf der Straße, Ticken des Küchen-Timers, Husten, runterfallender Bleistift – Ida (ein Labrador!) hört sofort sogar auf zu fressen und verzieht sich in den glücklicherweise vorbereiteten "Safe Room" – eine Polsterecke mit kleinem Zugang, in der hintersten Ecke meines Wohnzimmers.

Ähnliches beim Gassigehen. Ständig scheint Ida besorgt, dass etwas (?) von hinten, links oder rechts kommen könnte. Sie hat nicht Angst - und Angst meint: nicht vor etwas Konkretem, sondern davor, dass "etwas" sein könnte. Zuhause mag sie sich einigermaßen „eingerichtet“ haben, mit ihren Menschen, in ihren Straßen, ihren Gassiwegen – Hunde können Situationen abspeichern. Verändern diese sich auch nur minimal – z. B. eine Mähmaschine steht, wo sie gestern nicht stand – kommt auch Furcht dazu. Also die Auf- und Erregung angesichts eines unbekannten Objekts, das erst abgecheckt, erkundet und als un/gefährlich eingestuft werden muss.
Das alles - und natürlich auch der temporäre Wechsel zu mir, der Unbekannten, bedeutete für Ida: Dauerstress.

Unsere gemeinsame Zeit begann (und wenn Sie meine weiteren Blog-Artikel schon kennen, wird es Sie jetzt nicht verwundern) mit viel Schlafen. Zusammen, weil mir Ida auf Schritt und Tritt gefolgt ist. Kurze Gassigänge, nach Verrichtung aller Bedürfnisse wäre sie nämlich keinen weiteren Schritt freiwillig gegangen. Und da ich natürlich keinen Hund zum Gehen zwinge, also schnell wieder heim und zum Lösen gibts ja auch noch den Garten.

Die Idee zu Ida war dann, sie mit Indoor-Suchspielen "herauszuholen" aus ihrem „Agentenfilm“, ihr Selbstbewusstsein aufzubauen. Immerhin ist ein Labrador DER Apportierhund schlechthin. Spiele, Aufgaben, Beschäftigung wirken generell enorm stärkend auf Hunde und sind für den Beziehungsaufbau perfekt. Anfangs war Ida auch dafür zu verunsichert, aber das "Angebot" war einfach zu interessant: Finde KÄSE! Das machte ihr schnell ziemlich viel Freude. Käse gabs dann auch fürs "Apportel nur festhalten und wieder hergeben" - und die Rechnung ging auf. Ein voll konzentrierter Hund im Spiele- und Schlaraffenland vergisst seine Angst (und ich juble). Innerhalb der vier Tage konnten Ida und ich schließlich sogar spazieren gehen - ohne Käse und ganz entspannt.

Das Bild zu diesem Blogbeitrag entstand am letzten Tag – wir waren weit gekommen.

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